Urologische Notfälle

Folgende Erkrankungen bzw. Symptome verlangen eine sofortige Abklärung und Behandlung und sollten bei geschlossener Arztpraxis zu sofortigem Aufsuchen einer urologischen Klinik führen.

Die nächsten Krankenhäuser mit urologischer Notfallversorgung sind:

Wichtiger Hinweis: Die Oberhavel Kliniken Gransee, Hennigsdorf und Oranienburg besitzen keine urologische Fachabteilung.

Von einem akuten Harnverhalt spricht man, wenn sich die gefüllte Harnblase nicht mehr spontan entleeren lässt. In manchen Fällen ist dann nur noch eine tröpfchenweise Blasenentleerung gegen einen Widerstand möglich. Der Harnverhalt kann äußerst starke Schmerzen im Bereich des Unterbauches verursachen.

Häufigster Grund ist die gutartige Vergrößerung der Prostata des Mannes. Die Soforttherapie besteht in der Blasendrainage durch Kathetereinlage.

Akut einsetzende, starke Schmerzen im Bereich des Hodensackes (Skrotum) teils mit Ausstrahlung in die Leiste, werden als "Akutes Skrotum" bezeichnet. Manchmal kann begleitend eine Schwellung bzw. eine Rötung auftreten. Häufige Ursächlich sind Hodentorsion, Nebenhodenentzündung, eingeklemmter Leistenbruch, Hodentumor und Hodenruptur.

Da je nach Ursache der Verlust eines Hodens drohen kann und der Patient oft stärkste Schmerzen hat, ist eine unverzügliche Diagnostik und Therapie notwendig.

Eine Zystitis ist eine Entzündung der Harnblase (Blasenentzündung), die meistens durch Bakterien entsteht. Der Urin selbst ist grundsätzlich frei von fremden Krankheitserregern. Über die Harnröhre können allerdings Bakterien eintreten und bis zur Harnblase aufsteigen. Bei der Blasenentzündung handelt es sich um einen „unteren Harnwegsinfekt“. Das ist ein Infekt der sogenannten unteren Harnwege; sie bestehen aus der Harnröhre und der Harnblase (diee oberen Harnwege sind die Nieren und Harnleiter).

Harnwegsinfektionen sind überaus schmerzhaft. Symptome sind ein brennendes Gefühl bei Urinieren, häufiges Wasserlassen und Blut im Urin. Am häufigsten sind Frauen von einer Zystitis betroffen, da ihre Harnröhre kürzer ist und die anatomischen Verhältnisse eine Keimbesiedelung der Blase begünstigen. Männer sind meist erst in höherem Lebensalter betroffen, häufig bei gutartiger Vergrößerung der Prostata (sog. Benigne Prostatahyperplasie BPH).

Die kann mit einer Entzündung der Harnröhre (Urethritis) zusammenkommen (Urethrozystitis).

Eine Hodentorsion ist die krankhafte Verdrehung des Hodens, in deren Folge es zu Durchblutungsstörungen kommt. Sie tritt häufig spontan oder hin und wieder auch nach einem Trauma im Kindes- und Jugendalter auf.

Da die Verdrehung die Blutversorgung des betroffenen Hodens abschnürt, treten dabei sehr starke Schmerzen und eine Schwellung des Hodens auf. Um in der Folge ein Absterben des Hodengewebes zu verhindern, ist eine notfallmässige Operation innerhalb der ersten Stunden nach Auftreten der Beschwerden dringend notwendig, in welcher man den Hoden zurückdreht und im Hodensack fixiert.

Bei einer Hämaturie, der Ausscheidung von blutigem Urin, sind vermehrt rote Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin nachweisbar. Bei einer sichtbaren Rotfärbung des Urins spricht man von einer Makrohämaturie, lassen sich rote Blutkörperchen nur mikroskopisch nachweisen, bezeichnet man dies als Mikrohämaturie.

Eine Blasentamponade, also eine Verstopfung der Harnblase durch geronnenes Blut, muss verhindert oder möglichst schnell beseitigt werden.

Als Nierenkolik versteht man akut einsetzende oder sich langsam entwickelnde, meist einseitige Schmerzen von der Flanke bis in die Genital- und Oberschenkelregion. Sie tritt überwiegend krampfartig und wiederholt auf. Fieber, Übelkeit, Erbrechen und ein Blähbauch können als Begleitsymptome auftreten. In der Regel sind Nierensteine die Ursache dieser Beschwerden. Nierensteine sind Ablagerungen in Nierengängen und Nierenbecken.

Solche Ablagerungen entstehen, wenn Mineral- oder Harnstoffe des Urins im Abflusssystem einer Niere kristallisieren. Während kleinere Nierensteine problemlos über die Harnleiter unbemerkt in Richtung Blase wandern und mit dem Urin ausgeschieden werden, sorgen größere für heftige Schmerzen, wenn sie die Harnleiter, die Harnblase und schließlich die Harnröhre passieren: Die Muskulatur des Harnleiters kann einen Nierenstein durch eine Engstelle nicht weitertransportieren und verkrampft sich in der Folge schmerzhaft. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

Die Bekämpfung der Schmerzen steht daher nach notfallmäßiger Diagnosesicherung im Vordergrund. Nach Erstversorgung und Steinlokalisation erfolgt die Behandlung individuell konservativ oder operativ.

Eine Paraphimose ("spanischer Kragen“) ist eine schmerzhafte Schwellung der Eichel und der zurückgezogenen Vorhaut bei Vorhautverengung (Phimose).

Die zurückgezogene, verengte Vorhaut klemmt sich am Penisschaft hinter der Eichel ein und reduziert den Blutabfluss aus Eichel und Vorhaut. In der Folge entsteht eine Schwellung von Vorhaut und Eichel, so dass sich die Vorhaut meist nicht mehr über die Eichel zurückstreifen lässt.

Wird dieser Zustand nicht rasch behoben, können die zunehmende Schwellung und damit einhergehende Einschnürung zur kompletten Unterbindung der Blutversorgung der Eichel führen. Hierdurch kann es zum Absterben der Eichel sowie der Vorhaut kommen. Nachfolgend muss meist eine Beschneidung durchgeführt werden.

Der Priapismus ist eine langanhaltende schmerzhafte Erektion des Penis ohne sexuelle Erregung. Um einer drohenden Impotenz durch dauerhafte Schädigung der Schwellkörper vorzubeugen, ist eine sofortige Abklärung und Behandlung erforderlich.

Eine Pyelonephritis ist die meist bakterielle Infektion des Nierenbeckens. Sie ist die Folge einer aufsteigenden Infektion: Die Erreger wandern über Harnröhre, Blase und Harnleiter bis zum Nierenbecken hinauf.

Die Pyelonephritis kann einseitig oder (seltener auch) beidseitig auftreten. Ihre Abgrenzung von einem schweren Harnwegsinfekt ist schwierig.

Bei äußerer Gewalteinwirkung im Rahmen eines stumpfen Bauchtraumas kann auch die Niere in Mitleidenschaft gezogen werden. In manchen Fällen kommt es zur Rotfärbung des Urins (Makrohämaturie), häufiger ist jedoch eine Blutbeimengung im Urin nur mikroskopisch (Mikrohämaturie) nachweisbar. Ferner können weitere Symptome durch Beteiligung anderer Organsysteme (z. B. Milzverletzungen, Rippenverletzungen, etc.) vorliegen.

In jedem Fall ist es ratsam, bei schweren Stürzen oder anderweitiger Gewalteinwirkung (Verkehrsunfall) dringlich eine Klinik aufzusuchen, um entsprechende diagnostische oder auch therapeutische Schritte einleiten zu können.

Urosepsis ist eine akute Infektion mit Bakterien aus dem Urogenitaltrakt. Diese treten von den Harnwegen über in die Blutbahn und verursachen dann die Sepsis (Blutvergiftung). Besonders gefährdet sind ältere und abwehrgeschwächte Patienten. Es besteht hohes Fieber (häufig mit Schüttelfrost), der Blutdruck und die Urinausscheidung sind erniedrigt und der Patient ist insgesamt sehr hinfällig. Eine antibiotische Therapie und eine Beseitigung der Ursache sind umgehend einzuleiten. Eine Klinikeinweisung ist unvermeidlich.